Neue Rubrik!
Aus dem Herzen heraus schreiben
Teil 1
Figuren, die von Herzen kommen und zu Herzen gehen:
„Man sieht nur mit dem Herzen gut“ - Das wusste schon der kleine Prinz ...
Es gibt Autoren/innen, die intuitiv so schreiben können, dass wir gleich bei den ersten Sätzen mitgehen, dass wir sofort in die Geschichte eintauchen, weil wir uns angesprochen und verbunden fühlen, weil Vertrautheit und Nähe entsteht.
Wir glauben den Figuren, was auch immer sie erleben. Wir lachen und freuen uns mit ihnen, wir weinen und bangen um sie, weil sie uns berühren, weil sie etwas auslösen, uns an Gefühle erinnern, die wir kennen. Gute oder schlechte sind dabei gleichermaßen wertvoll.
Manchmal springt der Funke aber auch einfach nicht über. Das kann natürlich daran liegen, dass uns das Buch nicht entspricht. Sprachstil, Thema, Handlung, Aufbau und Umsetzung sind immer individuell und können nicht jeden erreichen. Aber was, wenn all das stimmt und uns die Geschichte dennoch kalt lässt? Dann fehlt die alles entscheidende Herznote.
Romanfiguren, die zu Herzen gehen, kommen auch immer von Herzen!
Es ist die gleiche emotionale Frequenz und des Rätsels Lösung. Am Reißbrett erdachte Charaktere schwingen auf einer niedrigeren Frequenz und faszinieren uns daher erfahrungsgemäß sehr viel weniger. So einfach zu verstehen, so schwer in der Umsetzung.
Nur wie schreibt man aus dem Herzen? Wie können wir unsere Helden/innen mit dieser besonderen Schwingung ausstatten, sodass die Leser unsere Geschichten begierig verschlingen, vor lauter Ungeduld zu erfahren wie es weitergeht?
Dafür brauchen wir einen kleinen Exkurs
Das Herz ist nicht nur die lebenswichtige Pumpe in unserem Körper, es ist vor allem unser größtes Energiefeld. Zahlreiche Studien kommen mittlerweile zu dem Ergebnis, dass wir mit unserem Herzen magnetische Felder erzeugen können, die mit den anderen Organen kommunizieren. Auch wurde entdeckt, dass es eine direkte Verbindung zwischen Herz und Gehirn gibt, wobei das Herz ganz klar der „Bestimmer“ ist. Das Herz signalisiert dem Gehirn, welche Hormone, Endorphine oder andere Botenstoffe gebraucht werden, und das Gehirn sendet diese Informationen an die ausführenden Regionen im Körper. Und das geschieht in Form von Emotionen.
Es ist also das Herz, das uns leitet und führt. Damit können wir doch ganz wunderbar arbeiten, oder?!
Herz-Meditation
Ich gestehe, ich bin in den letzten Jahren ein totaler Herz-Fan geworden! Und bei mir funktioniert es so gut, dass ich euch daran teilhaben lassen möchte.
Diese Form der Meditation habe ich für mich selbst gefunden. Zunächst war sie als Erste-Hilfe für Momente gedacht, in denen es mir nicht gut ging. Mittlerweile nutze ich die „Kraft meines Herzens“ aber jeden Tag mehrmals, um mich zu erden, um zu mir und zur Ruhe zu kommen, neue Themen und Ansätze zu finden, die nah an mir dran sind. Und das geht so:
Ich setze mich bequem hin, decke mich zu (ja, ich brauche es immer warm!), schließe die Augen und lege beide Hände auf meine Brust. Es sollte ruhig im Raum sein, keine anderen Menschen, keine Musik, kein Handy in Reichweite und möglichst kein Termin, der einem im Kopf herumspukt.
Dann bitte ich meinen Verstand einen Moment still zu sein. Das kann je nach Gemüt und Aktionspegel etwas dauern, da heißt es geduldig sein und versuchen den Herzschlag zu spüren. Je größer die Brust ist, um so schwieriger kann es mitunter sein, kein Witz!
Konzentriere dich nun auf deinen Herzschlag, gehe ihm entgegen, so weit wie möglich nach innen. Spürst du, wie es schlägt? Wenn nicht, bleib geduldig in dieser Haltung, auch wenn es nicht gleich beim ersten Mal klappt. Manchmal macht es Sinn, die Übung beim Einschlafen zu wiederholen, wenn du ohnehin schon entspannt im Bett liegst.
Mit zunehmender Übung wirst du es merken: Dein Herz schlägt immer in unterschiedlichen Rhythmen, abhängig von Stimmungen und Erlebnissen.
Wie fühlt sich das an? Aufgeregt? Ruhig? Freudig? Ängstlich? Was auch immer es ist, fühle
einfach nur sein Schlagen, möglichst ohne zu werten. Bleib eine Weile in diesem Zustand, das tut gut und beruhigt.
Irgendwann erscheinen wieder Gedanken und Bilder. Wundere dich nicht, wenn Erinnerungen erwachen, oder sich skurrile Dinge zeigen, wenn sich deine Gedanken verwirren, oder dich unvermittelt starke Emotionen fluten. Mir kommen in der Herzmeditation manchmal die Tränen, manchmal werde ich wütend, oder ich spüre Angst. Das passiert, weil sich nun offenbaren darf, was im hektischen Alltagsgerödel keinen Platz findet. Diesen Zustand gilt es wahrzunehmen, anzunehmen und tief zu fühlen.
Alles was dabei hochkommt, ist wertvoller Stoff, der aber erst einmal nichts mit dem Schreiben zu tun hat, sondern nur mit schlichtem SEIN. Es ist auch nicht gesagt, dass ich das, was ich gefühlt habe, direkt in einer Szene gebrauchen kann, oder dass ich gleich die zündende Idee für den nächsten Bestseller habe. Darum geht es auch nicht. Wichtig ist zunächst nur, mir selbst auf der intuitiven Ebene zu begegnen, und zu fühlen, was gerade los ist.
Danach wirken diese Emotionen im Hintergrund weiter, lassen mich Zusammenhänge aus einer neuen Perspektive betrachten und fließen dann automatisch als authentische Eigenschaften und Handlungen in meine Figuren ein, ohne, dass ich sie mühsam konstruieren muss.
Oft stelle ich vor der Meditation auch eine konkrete Frage zu einem Text oder bitte um eine gute Idee, einen besonderen Kniff, oder ein wichtiges Detail, das die Geschichte abrundet. Das Faszinierende daran: Ich bekomme IMMER eine Antwort!
Auch wenn es mal einen oder zwei Tage dauert, vielleicht auch drei oder vier. Ganz egal. Geduld und Vertrauen sind hier zwei sehr wichtige Begleiter! Und wenn das Detail dann seinen Platz im Manuskript gefunden hat, wenn ich die entscheidende Verknüpfung gefunden habe und die Emotion an der richtigen Textstelle ist, drehe ich mich regelrecht hinein, schraube mich tiefer und tiefer ins Gefühl, in Erinnerungen, vertraute Bilder und Töne, bis die Worte zu fließen beginnen und ich nicht mehr bewusst wahrnehme was ich schreibe. Dann bin ich im Flow!
Mein Tipp: Höre aufmerksam in dein Herz, nimm dir genügend Zeit, möglichst jeden Tag, denn je präziser die Antworten sind, umso mehr kostbare Elemente bekommst du für deine Geschichte. Und auch wenn anfangs nur wenig zu passieren scheint, keine Verbindung sichtbar ist, vertraue darauf, dass sich dein Unterbewusstsein auf die Suche nach den fehlenden Puzzlestücken macht, damit deine Helden und Heldinnen von Herzen kommen und zu Herzen gehen. Es funktioniert, versprochen!
Übrigens tut die Herz-Meditation auch Nicht-Schriftstellern gut ...